Patou der Fürchterliche

Der beste Käse hier heißt Brebis (sprich: bröh-bieh) und kommt vom Schaf. Leider hat er einen Haken, oder besser: Schwanz und Schnauze. Denn die Schafherden werden auf den Almen der Pyrenäen von Hütehunden bewacht, so genannten Patous. Die sehen aus der Ferne sehr hübsch aus – cremefarbener Flausch mit Schlappohren. Patous schützen die Schafe vor Wölfen und Bären, die es in der Region reichlich gibt (Wölfe) und weniger reichlich (17 Bären hat die Lokalverwaltung gezählt). Auge in Auge mit so einem kälbergroßen Vieh versteht man sofort, dass sie den Job äußerst wirkungsvoll machen. Der Patou zeigt sein Gebiss, brüllt autoritär und macht deutlich, dass man SOFORT sein Feld zu räumen habe. Ich kann sowieso schlecht mit Hunden, aber bei diesen Exemplaren wünsche ich, dass sofort ein Helikopter kommt und mich von der Wiese angelt.

Da es auch bei uns in der Nachbarschaft viele große, freche, furchterregende Hunde gibt, die aus jeder zweiten Toreinfahrt schießen (keine Patous, aber nur geringfügig weniger schreckliche), hatte ich mich vor der Reise bei zwei Hundekennerinnen informiert. Ich will ja schließlich nicht ständig zitternd herumlaufen und auch irgendwann wieder joggen, wenn Bébé gestattet. Was also tun, wenn der Hund kommt? M. riet mir, dem Tier tief in die Augen zu schauen und mit lauter, ruhiger Stimme klar zu machen, dass er nicht der Boss ist. Zur Not mit einem Stock drohen, mit Steinen werfen oder Pfefferspray auf den Hund sprühen (“Kriegst du an jeder Ecke auf der Reeperbahn”, sagte die verwegene M.) Ich sah mich schon amazonenhaft im Zweikampf mit der Bestie.

C. hingegen, kompetente Hundeflüsterin und Landfrau, schlug die Hände über dem Kopf zusammen und sagte: Auf keinen Fall in die Augen sehen, das versteht der Hund als Kampfansage und macht alles nur noch schlimmer. Besser den Blick senken, leise sein. Und der beste Rat: keine Angst haben! Jaaa, liebe C., das ist ja wirklich ganz leicht!

Zumindest was den Patou angeht, hat die Lokalverwaltung für Hundephobiker wie mich einen lustigen Comic mit Verhaltensregeln gestaltet: Abstand halten, nicht schreien, nicht rennen, nicht streicheln (auf die Idee käme man auch nicht). Auf keinen Fall zwischen den Patou und seine Schafe geraten. Das Imponiergehabe ignorieren und langsam weitergehen. Dann lässt der Patou den Wanderer in Ruhe, ganz bestimmt. Bäh, oui!


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2 thoughts on “Patou der Fürchterliche

  1. Jetzt bin ich ein bisschen stolz, dass mein Rat dem der französischen Lokalverwaltung so ähnlich ist 🙂 Dann bleibt wohl für Dich jetzt nurnoch die Übung der Impulskontrolle wie’s aussieht 🙂 Immer schöööön langsam gehen! Hihi…
    C. vom Lande

    1. Nachtrag zu den Hunden: Gestern Abend kam Monsieur mit einem blutenden Handballen vom Joggen zurück. Zwei Hirtenhunde hatten ihn wohl mit einem angreifenden Bären verwechselt und ihn hartnäckig verfolgt. Das gefiel Monsieur überhaupt nicht und blies den Vierbeinern mal ordentlich den Marsch nach dem Motto: “Hier bin ich Mensch, hier darf ich in Ruhe joggen!”. Woraufhin die Hunde ihn vor sich her trieben – er stürzte und schrammte sich die Hand auf. Was lernen wir daraus? Mit Hirtenhunden diskutiert man nicht…

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